Strom aus erneuerbaren Energien kann zur Herstellung von grünem Wasserstoff genutzt werden. Als gasförmiger Energieträger ist Wasserstoff langfristig und in großen Mengen speicherbar, im Gegensatz zum elektrischen Strom. Wie die Wasserstoffspeicherung unter Praxisbedingungen funktioniert, will EWE mit dem Pilotprojekt HyCAVmobil in Rüdersdorf erforschen.
Dazu baut EWE rund 1.000 Meter unter der Erde einen Hohlraum, eine so genannte Kaverne. Der Boden in Rüdersdorf bietet hierfür die geologischen Voraussetzungen: Vor rund 150 Millionen Jahren gab es hier noch ein Meer, an das heute noch eine tausende Meter dicke unterirdische Salzsteinformation erinnert – ideale Voraussetzung für unterirdische Speicher, zum Beispiel für Erdgas.
HyCAVmobil – EWE startet ein wegweisendes Forschungsprojekt zur Wasserstoffspeicherung
In Rüdersdorf bei Berlin baut EWE erstmals einen unterirdischen Speicher, der zu 100 Prozent mit Wasserstoff befüllt werden wird – ein entscheidender Baustein für den Aufbau einer erfolgreichen Wasserstoffwirtschaft und ein nachhaltiges, klimaschonendes Energiesystem. Nur mit grünem Wasserstoff sind die Klimaschutzziele der UN und der europäischen Union erreichbar.
Bereits seit 2007 nutzt EWE diesen Standortvorteil für den sicheren Betrieb von Erdgaskavernen. Die neue Testkaverne für die Speicherung von Wasserstoff wird mit rund 500 Kubikmetern allerdings nur ein Tausendstel so groß sein wie die zuletzt gebaute Erdgaskaverne am Standort. Insgesamt verfügt das Unternehmen über 37 Salzkavernen mit circa 2 Milliarden Kubikmeter Arbeitsgasvolumen an verschiedenen Standorten – in Niedersachsen und Brandenburg.
Der unterirdische Hohlraum entsteht, indem Frischwasser durch eine Bohrung in das Gestein geleitet wird und das Salz ausspült. Man spricht dabei von Aussolen. Wenn später der Wasserstoff unter hohem Druck in die Aushöhlung gepumpt wird, fließt das salzige Wasser wieder heraus und wird umweltgerecht entsorgt.
Im Februar 2021 geht der Bau los, im Herbst 2021 startet die Aussolung der Testkaverne. Planmäßig soll dann im Frühjahr 2022 eine sechsmonatige Testphase folgen, wenn die Kaverne zum ersten Mal mit Wasserstoff gefüllt wird.
Das Investitionsvolumen des Projektes beläuft sich auf knapp zehn Millionen Euro – vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Die restliche Summe erhalten EWE und sein Projektpartner, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Institut für Vernetzte Energiesysteme, im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Der gespeicherte Wasserstoff soll bedarfsgerecht wieder ausgelagert werden für die Nutzung im Schwerlastverkehr, also für Busse und LKWs, die an speziellen Wasserstofftankstellen in der Region tanken können. Der Knackpunkt dabei: Wie wirkt sich die Lagerung in der Kaverne auf die Qualität des Wasserstoffs aus?
Insbesondere die Feuchtigkeit, die der Wasserstoff während der Lagerung in der Kaverne aufnimmt, ist dabei problematisch. Deshalb ist eine spezielle Trocknungsanlage für den entnommenen Wasserstoff Teil des Forschungsprojekts. Während des Testphase und danach werden umfangreiche Untersuchungen über und unter der Erde durchgeführt.
EWE-Vorstandsvorsitzender Dohler: „Durch das Forschungsprojekt HyCAVmobil gewinnt EWE wichtige Erkenntnisse für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor. EWE ist mit dem Bau der Salzkaverne in Rüdersdorf zur Speicherung von Wasserstoff Vorreiter in Europa.“