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Atomausstieg

Als Atomausstieg wird der Ausstieg aus der Atomkraft und damit die Abschaltung von Atomkraftwerken bezeichnet. Seit dem 15. April 2023 ist Deutschland atomstromfrei - auch die letzten aktiven Atomkraftwerke wurden vom Netz genommen. Ausschlaggebend dafür war unter anderem das Unglück in Fukushima im Jahr 2011. Doch was ist Atomenergie und was sind Gründe für und gegen einen Atomausstieg?

Was ist Atomenergie?

Atomenergie – auch Atomkraft oder Kernenergie genannt – ist ein Verfahren zur Energiegewinnung durch Kernspaltung. Dabei wird der Kern von Atomen kontrolliert gespalten. Das passiert, indem ein instabiles Atom mit einem Neutron beschossen wird. In der Regel wird dafür Uran benutzt, welches für Deutschland aus dem Ausland importiert wird. Bei dieser Reaktion wird sehr viel Energie in Form von Wärme freigesetzt.

Die Kernspaltung findet in Atomkraftwerken statt. Diese werden auch Kernkraftwerke genannt und als AKW oder KKW abgekürzt. Da bei der Spaltung von Atomen sehr viel Hitze freigesetzt wird, ist es wichtig, die Atomkraftwerke gut zu kühlen. Die freigesetzte Wärme treibt zusätzlich als Wasserdampf eine Turbine an, wodurch mithilfe von Generatoren Energie in Form von Strom erzeugt wird.

Chancen von Atomkraft

  • hohe Energiedichte

  • weniger CO2

  • kontrollierte Sicherheit

Viele Länder sehen große Chancen in der Atomkraft, da der Brennstoff eine hohe Energiedichte aufweist. Das bedeutet, dass nur wenig Brennstoff gebraucht wird, um viel Energie zu erzeugen. Ein weiterer Vorteil an Atomenergie ist, dass im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern weniger Kohlenstoffdioxid produziert wird, was sich positiv auf das Klima auswirkt. Laut Weltklimarat sind die Emissionen von AKW im Gegensatz zu Windkraftanlagen nur minimal höher. Wenn mehr auf Atomenergie gesetzt wird, verringert sich der Einsatz von Energieanlagen, die mit fossilen Brennstoffen Energie erzeugen, und die CO2-Emissionen sinken.

Einige Länder bezeichnen Atomkraft aufgrund der geringen Emissionen sogar als „grün“, also als nachhaltig. Neue Atomkraftwerke sollen in Deutschland bis 2045 als nachhaltig gelten, wenn bis spätestens 2050 ein Endlager für die Abfälle vorliegt. Auch wenn bei der Stromgewinnung nur wenig CO2 produziert wird, entsteht bei dem Bau eines AKW und der Herstellung von Uran jedoch sehr viel CO2.

Die Sicherheit von AKW wird von der Gesetzgebung kontrolliert, sodass die Unfallzahlen mit denen von anderen Energieanlagen wie Wasserkraftwerken vergleichbar sind. Durch die strengen Gesetze ist die Wahrscheinlichkeit, dass große Mengen Radioaktivität austreten; somit viel geringer als beispielsweise ein verheerender Asteroideneinschlag. 

 

Herausforderungen und Gefahren

  • schwere Unfälle

  • radioaktiver Sondermüll

  • kein sicheres Endlager 

Trotz der Chancen, die Atomkraft aufweist, birgt die Kernenergie auch Gefahren. Denn wenn die Spaltung der Atome in einem einzigen Moment erfolgt, kann es zu einer schweren Explosion kommen. Das ist zum Beispiel bei einer Atombombe der Fall. In der Geschichte wurden mit Atombomben schon ganze Städte vollständig zerstört. Einige Staaten besitzen noch heute Atombomben, die meisten Länder haben sich jedoch gegen diese Waffen entschieden.

In einem Atomkraftwerk wird die Spaltung von vielen Atomen Stück für Stück durchgeführt, damit nicht zu viel Energie gleichzeitig erzeugt wird. Verläuft eine Kernspaltung aber unkontrolliert, kann es zu schweren Unfällen und einer großen Explosion kommen, wie es beispielsweise in dem AKW in Fukushima im Jahr 2011 oder in Tschernobyl 1986 der Fall war. Dadurch ist radioaktive Strahlung ausgetreten, welche es immer noch unmöglich macht, in diesen Gebieten zu leben. Radioaktive Strahlung führt beim Menschen zu Verbrennungen und anderen akuten Erkrankungen.

Doch auch wenn die Kernspaltung kontrolliert abläuft, entsteht radioaktiver Müll, der nicht richtig gelagert werden kann und Millionen Jahre braucht, um nicht mehr gefährlich zu sein. Dieser Abfall wird in Deutschland momentan nur zwischengelagert. Während schwache radioaktive Fälle in Salzgitter ab dem Jahr 2027 gelagert werden sollen, gibt es bis jetzt noch kein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll. Als sicher wird eine Lagerung unter der Erde angesehen, damit die Ausbreitung der radioaktiven Stoffe verhindert wird.

 
Kühltürme eines Atomkraftwerkes im Sonnenuntergang
Im April 2023 wurde der Atomausstieg in Deutschland vollzogen. Für eine nachhaltige Energiewende sollte die Kernenergie in Zukunft keine Rolle mehr spielen. Erneuerbare Lösungen sind der einzige Weg in eine klimaneutrale Zukunft.

Warum also ein Atomausstieg?

Obwohl einige Länder der Atomenergie positiv gestimmt sind, da bei der Kernspaltung nur wenig CO2 ausgestoßen wird, haben sich viele Länder für den Atomausstieg ausgesprochen. Gründe dafür sind die schweren Unfälle und Explosionen, die bei einer unkontrollierten Kernspaltung auftreten können. Auch der Atommüll ist ein großes Problem, da er bis jetzt noch kein Endlager gefunden hat. Dazu kommt die teure Instandhaltung der AKW, um für die erforderliche Sicherheit zu sorgen. Zusammenfassend sprechen demnach folgende Gründe für den Atomausstieg und dass die AKW vom Netz genommen werden:

  • Erhöhte Unfallgefahr

  • Radioaktiver, nicht abbaubarer Müll

  • Importe von Rohstoffen

  • Teure Instandhaltung der AKW

  • Klimaschutz

Eine Alternative zum Atomausstieg bilden die Small Modular Reactors (SMR). Dies sind kleine Leistungsreaktoren, die mit einer geringeren Leistung als Kernkraftwerke laufen. Sie sollen ein geringeres Unfallrisiko mit sich bringen und können vor Ort aufgebaut werden. Darüber hinaus besitzen die einzelnen Reaktoren weniger radioaktives Inventar.

Atomausstieg in Deutschland - Zeitstrahl

In Deutschland nimmt 1957 das erste AKW den Betrieb auf: Der Reaktor der TU München. Bis 2004 gibt es in Deutschland über 100 AKW. Drei Jahre später – im Jahr 1960 – treten das Strahlenschutzgesetz sowie das Atomgesetz in Kraft, welches die Grundlage für den Bau und Betrieb von AKW wird.

1957

Die ersten Versuche beginnen, die Abfälle der Atomenergie einzulagern. 1971 ist die Einlagerung im Endlager Morsleben vorgesehen. Das Problem der Einlagerung wird sich noch weiter in die Geschichte ziehen. Auch Gorleben kommt ab 1980 als Endlager in Frage, woraufhin 1995 die Einlagerung beginnt.

1967

Weitere Atomkraftwerke nehmen den Betrieb auf. Zu den neuen AKW gehören das Kernkraftwerk Stade, Würgassen, Niederaichbach und der Hochtemperaturreaktor Uentrop/Hamm. Vier Jahre später kommen die Atomkraftwerke Biblis B, Neckarwestheim I und Brunsbüttel dazu.

1972

Als erster Unfall von Atomkraftwerken zählt das Unglück des Three Mile Island AKW bei Harrisburg in den USA. Hier kam es teilweise zu einer Kernschmelze, wobei Teile des Reaktorkerns schmolzen. Weitere AKW werden in Deutschland trotzdem in Betrieb genommen.

1979

Am 26. April 1986 geschah ein weiterer Unfall im ukrainischen AKW Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat, der als bisher schwerster in die Geschichte eingeht. Eine der Ursachen des Unfalls war ein unkontrollierter Leistungsanstieg, welcher zur Explosion des Reaktors führte. Dadurch wurde eine riesige Menge radioaktiver Energie freigesetzt, die auch Jahre später noch radioaktiven Regen nach sich zog. Bis zu diesem Moment war die Katastrophe in Tschernobyl die schlimmste aller Zeiten.

Nach dem Unglück, bei dem es viele Demonstrationen gab, beschließt Deutschland den Atomausstieg innerhalb von 10 Jahren. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wurde gegründet. Trotz des Unfalls wird das AKW Brokdorf in Betrieb genommen, es werden jedoch keine weiteren Atomkraftwerke in Deutschland mehr gebaut.

1986

Eine neue Vereinbarung tritt in Kraft, in der geschrieben ist, dass nur noch eine geringe Menge Strom in den AKW produziert werden soll. Drei Jahre später wird das AKW Stade aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt.

2000

Während im Jahr 2010 die Laufzeit von Atomkraftwerken noch um 12 Jahre verlängert wurde, passierte nur ein Jahr später erneut ein großes Unglück, welches die Vereinbarungen zunichtemachte. Am 11. März kam es im Kernkraftwerk Fukushima in drei Blöcken zu einer Kernschmelze, wobei viel Radioaktivität freigesetzt wurde. Die Fläche rund um das AKW Fukushima in Japan ist bis heute unbewohnbar.

Nach der Katastrophe in Fukushima 2011 wurde die 2010 verabschiedete Novelle wieder zurückgenommen und der Ausstieg und die Abschaltung der AKW durch die Bundesregierung beschleunigt.

2011

Nach dem Unglück in Fukushima wurden viele Kernkraftwerke abgeschaltet. 2017 ging KRB B Grundmemmingen vom Netz und auch die übrig gebliebenen Kernkraftwerke wie Philippsburg 2, Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf Ende 2019 und 2021. Bis Ende 2021 wurden bereits 33 Atomkraftwerke abgeschaltet

2017 - 2021

Die Abschaltung aller noch aktiven Kernkraftwerke in Deutschland und somit der Ausstieg aus der Atomkraft erfolgte endgültig am 15. April 2023. Die letzten aktiven Kraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland wurden demnach abgeschaltet.

2023

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