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Meeresspiegel

Wer schon einmal an der Küste war, der weiß, dass das Meer häufig unterschiedliche Pegel aufweist. Dennoch werden der Meeresspiegel und der Meeresspiegelanstieg häufig im Zusammenhang mit der Erwärmung der Erde und der Messung von Höhenmetern als konkrete Werte herangezogen. Worum es sich beim Meeresspiegel genau handelt und wie er gemessen wird, klärt dieser Beitrag im Folgenden.

Was ist der Meeresspiegel?

Der Meeresspiegel gibt das Höhenniveau der Wasseroberfläche des Meeres zu einem bestimmten Zeitpunkt oder im Schnitt über einen längeren Zeitraum hinweg an. Der zu einer gewissen Zeit gemessene Pegel unterliegt je nach Ort und äußeren Gegebenheiten starken Schwankungen: Ebbe, Flut, Wind, Wellen und Meeresströmungen beeinflussen den Wasserstand. So kann es vorkommen, dass der Meeresspiegel an der Küste sogar höher ist als auf dem offenen Meer.

Die Gezeiten wie Ebbe und Flut sind in Deutschland besonders stark an der Nordseeküste zu beobachten. Sie entstehen, da die Anziehungskraft des Mondes auf die Weltmeere wirkt. Auf der dem Mond zugewandten Seite der Erde sorgt dieser im Meer an einem Punkt für einen Flutberg - also für einen Anstieg des Meerwassers. Auf der dem Mond abgewandten Seite lässt die Fliehkraft der Erde wiederum einen zweiten Flutberg entstehen. So kommt es, dass Ebbe und Flut im Lauf eines Tages zwei Mal, also rund alle 12 Stunden, wechseln und den lokalen Meeresspiegel verändern.

Hinzu kommen weitere Faktoren, die den Meeresspiegel beeinflussen: Warmes Wasser dehnt sich stärker aus als kaltes Wasser. Daher ist der Meeresspiegel bei warmem Meerwasser entsprechend höher. Zudem verfügt salziges Wasser über eine höhere Dichte. Somit ist der Meeresspiegel bei salzigerem Gewässer entsprechend niedriger als bei Meerwasser mit geringerem Salzgehalt. Auch die je nach Ort unterschiedlich große Erdanziehung spielt eine Rolle: Vor Indiens Küste ist das Magma im Erdmantel besonders heiß und verfügt über eine geringere Dichte. Dadurch übt die Erde eine geringere Anziehung auf das Meer aus. In der Folge wird das Meerwasser zu anderen Orten mit höherer Anziehungskraft hingezogen und es entsteht vor Indiens Küste eine regelrechte Delle im Meeresspiegel. 

Die Höhe über dem Meeresspiegel

Seit dem 17. Jahrhundert hat sich die Methode verbreitet, Höhen auf der Erde anhand des Meeresspiegels zu messen. Aus diesem Grund wird zum Beispiel die Höhe der Zugspitze in Deutschland mit 2.962 Metern über dem Meeresspiegel angegeben. Doch welche Höhe ist in diesem Fall gemeint, wenn der Meeresspiegel überall unterschiedlich hoch ist?

In Deutschland wird die Bezugshöhe zur Messung geografischer oder baulicher Erhebungen in Normalhöhennull (NHN) angegeben. Bis 1992 wurden noch die Messungen des Ur-Nivellement mit der Bezeichnung Normalnull (NN oder N. N.) zugrunde gelegt, dass im Vergleich zum jetzigen Standard um bis zu 59 cm abweicht. Das derzeit gültige Normalhöhennull in Deutschland bezieht sich auf den sogenannten Amsterdamer Pegel. Dieser bezeichnet den mittleren Wasserstand eines Meeresarms in Amsterdam zwischen 1683 und 1684 und wurde als Nullpunkt festgelegt.

Neben den Niederlanden als Ursprungsort und Deutschland nutzen auch andere Länder wie Schweden, Finnland, Estland, Lettland oder Bulgarien den Amsterdamer Pegel als festgelegte Höhe des Meeresspiegels für Messungen. In anderen Ländern werden jedoch andere Pegel als Grundlage angenommen. Doch auch bei Ländern, die den Pegel am gleichen Ort als Basis nehmen, können sich aufgrund unterschiedlicher Auswertungen und Berechnungen Unterschiede ergeben. So ist der offizielle Nullpunkt des Meeresspiegels in Estland, Finnland, Lettland und Litauen beispielsweise einen Zentimeter niedriger als in Deutschland, obwohl beide Länder den Amsterdamer Pegel heranziehen.

Tabelle mit den Abweichungen des Meeresspiegel zu NHN in unterschiedlichen Ländern

Die Unterschiede in der Bewertung der Höhe des Meeresspiegels können auch kuriose Auswirkungen haben: Beim Bau einer Brücke über den Rhein von der Schweiz nach Deutschland hätte die Brücke auf der schweizerischen Seite aufgrund des planerischen Höhenunterschieds 24 cm höher gelegt werden müssen. Stattdessen machte das Planungsbüro jedoch einen Fehler und plante die Brücke 24 cm niedriger als auf der deutschen Seite, sodass sich am Ende eine Diskrepanz von 54 cm auftat, die ausgeglichen werden musste.

Der Klimawandel und der Meeresspiegel

Nicht nur die Gezeiten und das Wetter beeinflussen den globalen Meeresspiegel, sondern auch das Klima. Während der letzten Kaltzeit vor rund 20.000 Jahren lag der Meeresspiegel der Erde etwa 130 Meter unter dem heutigen Niveau. Zu dem Zeitpunkt gab es sehr viel größere Landeismassen, in denen das Meerwasser gebunden war. Seit den 1880er-Jahren ist belegt, dass der Meeresspiegel immer weiter ansteigt. Im Zuge des Treibhauseffekts und der Erderwärmung prognostizieren Forscher in den kommenden Jahren eine zunehmende Meeresspiegeländerung. Das liegt daran, dass aufgrund der steigenden Temperaturen die Eismassen in der Arktis und Antarktis schmelzen und auch inländische Gletscher an Masse verlieren. Das Schmelzen der Gletscher lässt das Wasser in Flüssen und Weltmeeren ansteigen. Der Meeresspiegelanstieg könnte dazu führen, dass in Zukunft zahlreiche Küstenregionen Land verlieren und Überflutungen häufiger werden. 

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