Alterric, das Gemeinschaftsunternehmen der beiden Windenergie-Pioniere EWE und Aloys Wobben Stiftung (AWS), gehört zu den führenden Erzeugern von Grünstrom in Deutschland. Um diese Position zu halten und weiter auszubauen, sind bis 2030 Investitionen mit einem Gesamtvolumen von 3,6 Milliarden Euro vorgesehen. Aktuell kommt viel Bewegung in die Energie- und Klimapolitik. Verschafft das auch dem Geschäftsmodell von Alterric Rückenwind? Drei Fragen an Geschäftsführer Dr. Frank May.
Vor fast genau zwei Jahren startete Alterric durch. Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?
Aktuell sind für Alterric 350 Mitarbeitende an elf Standorten deutschlandweit und fünf weiteren Standorten europaweit tätig. Wir haben 2.400 Megawatt (MW) Leistung in Windparks an Land installiert. In unserer Projekt-Pipeline warten weitere 9.000 MW auf Rahmenbedingungen, in denen wir sie umsetzen können. Um diese attraktive Projekt-Pipeline umsetzen und dann betreiben zu können, wollen und müssen wir in den nächsten Jahren weiter wachsen.
Welche Herausforderungen sind aktuell zu meistern?
Wir haben uns vorgenommen, unsere Erzeugungskapazität für grüne Energie auf rund 5 Gigawatt zu steigern. Vereinfacht gesagt liegt eine der größten Herausforderungen aktuell in Kostensteigerungen sowie in der Gewinnung von weiteren guten und ambitionierten Mitarbeitenden. An der jüngsten Ausschreibung haben wir mit eingereichten Angeboten über insgesamt 118 MW erfolgreich teilgenommen: Wir waren das Unternehmen mit dem bundesweit größten Zuschlagsvolumen sowohl für neue Windparks als auch für Repoweringvorhaben in vier Bundesländern.
Bedenklich für die Energiewende insgesamt ist aber, dass schon die erste Ausschreibung des Jahres 2023 zu 55 Prozent unterzeichnet war: Für mehr als die Hälfte der Angebote fand sich also kein Bieter. Schon bei vorherigen Ausschreibungsrunden konnten sehr viele Projekte gar nicht vergeben werden. Leider blicken wir auf Jahre zurück, in denen die Rahmenbedingungen nicht zugunsten der Windenergie gesetzt waren – hinzu kamen zuletzt Materialknappheit, langfristig gestörte Lieferketten, Inflation und weitere gestiegene Kosten, so dass sich neue Windenergieanlagen um ein Drittel und mehr verteuert haben. Nicht zu vergessen die steigenden Fremdkapitalzinsen und Genehmigungsverfahren, die heute durchschnittlich doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen als noch vor einigen Jahren. So befinden sich Projekte von ungefähr 10.000 MW im Genehmigungsverfahren, davon allein Projekte von Alterric mit einem Volumen von mehr als 1.000 MW.
Allerdings sehen wir aktuell deutliche Verbesserungen für unsere Windprojekte und allgemein erneuerbare Energien, da von der Regierungsseite Voraussetzungen geschaffen werden bzw. werden sollen, um den Ausbau deutlich zu beschleunigen. Das gilt insbesondere für Pläne für schnellere Genehmigungen auf der Basis des überragenden öffentlichen Interesses an einer Entwicklung hin zur nachhaltigen Energieversorgung. Das heißt: Um den Markt nachhaltig wieder ins Rollen zu bringen, müssen diese Genehmigungen erteilt und die Pipeline mit neuen Projekten aufgefüllt werden.
Welche Chancen bieten sich für Alterric in den aktuellen Rahmenbedingungen?
Derzeit werden viele wichtige Weichen in der Politik und in der Verwaltung weit dynamischer als bisher gestellt, um so den eigenen energie- und klimapolitischen Zielen wirklich näher zu kommen. Für den beschleunigten Ausbau von Onshore-Wind ist für uns besonders wichtig, die Dauer von Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Politische Beschlüsse wie beispielsweise die EU-Notfallverordnung müssen in sichere Prozesse auf Landes- und kommunaler Ebene umgesetzt werden, um den wichtigen Schub für den Zubau der Windenergie zu erreichen. Und natürlich braucht es weiterhin mehr Flächen für Windenergie. Wenn die Politik für die erwarteten investitionsfreundlichen und umsetzungsorientierten Rahmenbedingungen sorgt, die Lieferketten wieder aufgebaut und gesichert werden, können und wollen wir unseren Beitrag für eine Transformation des Energiesystems und für 100 Prozent Erneuerbare Energien leisten.
Also alles wind- und wetterfest für das dritte Jahr?
Ich bin optimistisch, dass wir in Kürze einen echten Schub bei den Neugenehmigungen sehen werden, dass wir mit großen, gemeinsamen Anstrengungen die Ausbauziele erreichen können und dass wir so einen wichtigen Beitrag für die Energiewende in Deutschland und in Europa leisten können.
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