Suburbanisierung ist ein Phänomen der Geographie und bedeutet, dass die Bevölkerung in Vororte von Kernstädten zieht und Arbeitsplätze aus der Innenstadt in das Umland verlagert werden. Der Prozess wird deshalb auch Stadtflucht genannt. Es kann aber auch sein, dass nur ein Teil eines Sektors, einer Dienstleistung oder eines Bereichs ausgelagert wird. Dann spricht man von Industrieurbanisierung oder der Suburbanisierung des Dienstleistungssektors. Diese Verlagerungsprozesse und die Zunahme der Abkehr von der Kernstadt gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Somit ist dieses Phänomen keine Erscheinung der Neuzeit.
Suburbanisierung
Immer mehr Menschen ziehen von der Großstadt in das Umland oder an den Stadtrand, da die Mieten und Grundstückspreise in der Innenstadt steigen und sie sich Erholung in Vororten erhoffen. Diese Verlagerung der Bevölkerung nennt sich Suburbanisierung oder auch Stadtflucht. Was genau Suburbanisierung ist, warum die Abwanderung zunimmt und was die Auswirkungen davon sind, erfährst du hier.
Was ist Suburbanisierung?
Zieht man noch weiter weg und befindet sich nicht mehr am Stadtrand, sondern noch im Umfeld, dann spricht man auch von einer Desurbanisierung. Verlässt man noch weiter die Kernstadt und befindet sich nicht mehr unmittelbar im Umfeld, nennt man das Exurbanisierung. Bei einer Urbanisierung hingegen spricht man von einer Verstädterung. Das bedeutet, dass das Stadtleben sich ausbreitet und ländlichere Orte immer städtischer werden. Urbanisierung beziehungsweise Verstädterung ist quasi das Gegenteil von Suburbanisierung. In Corona-Zeiten geht die Tendenz jedoch eher Richtung Suburbanisierung aufgrund von Aspekten wie Home-Office.
Die Gründe für diese Entwicklung
Viele Menschen ziehen von der Großstadt aufs Land, weil sie sich ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen. In der eigentlichen Kernstadt sind Eigenheime meist unbezahlbar, was die Bevölkerung dazu zwingt, ins Umland zu ziehen und sich dort ein Grundstück zu kaufen. Oftmals mangelt es im direkten Umland aber schon an freien Bauflächen, was die Menschen noch weiter in ländliche Gebiete treibt und zieht. Zudem ist es auf dem Land meist ruhiger, weil es hier weniger Verkehr gibt und laute Menschenmassen. Gerade die genannte Ruhe stellt für viele Menschen auf dem Land einen starken Erholungsfaktor dar. Jenseits von Berufsverkehr und Autobahnen ist das Abschalten deutlich einfacher. Auch das gemeinschaftliche Miteinander in der Nachbarschaft ist ein Punkt, der eher mit dem Leben auf dem Land in Verbindung gebracht wird.
Die schlechte Luft, der Lärm des Verkehrs sowie die Hektik wirken sich darüber hinaus negativ auf die Psyche aus und können Stress fördern. Auf dem Land ist es meist ruhiger und man kann entspannen. Das eigene Auto sorgt dafür, dass man trotz Stadtflucht immer noch die Kernstadt mit ihren Einkaufszentren besuchen kann. In Zeiten von Corona war auch die Home-Office-Pflicht ein Aspekt, der zur Suburbanisierung beigetragen hat. Zusammengefasst sind die Gründe für die Stadtflucht folgende:
- Schlechte Luftqualität und Lärm in der Stadt durch Verkehr und Menschen
- Kein bezahlbarer Wohnraum in Großstädten verfügbar
- Stress und Hektik in großen Städten vs. Ruhe und viel Raum auf dem Land
- Home-Office statt Anwesenheitspflicht im Büro
Folgen und Auswirkungen von Suburbanisierung
Wenn immer mehr Menschen ins Umland ziehen, aber weiterhin in der danebengelegenen Großstadt arbeiten, fahren sie meist mit dem Auto zur Arbeit, da der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oft zu lang dauert. Auch Besorgungen werden trotz Abwanderung oftmals noch in der anliegenden Großstadt erledigt. Das bedeutet, dass sich das Verkehrsaufkommen deutlich erhöht und es zu mehr Staus und Behinderungen auf der Straße kommt. Damit verbunden steigen auch die Treibhausgasemissionen, welche zum Klimawandel beitragen.
Eine andere Folge des Suburbanisierungsprozesses ist der Verlust an Steuerzahlern. Durch die sinkenden Steuern können weniger Leistungen vom Staat umgesetzt werden, wodurch es zu einer Steuererhöhung kommen kann. Personen, die immer noch in der Stadt arbeiten oder deren Kinder in die Schule der Kernstadt gehen, nehmen Leistungen in Anspruch, zahlen aber der Stadt keine Steuern.
Aber auch wenn ganze Unternehmen ins Umland umlagern, werden Arbeitsplätze in der Stadt weniger, was viele Menschen wiederum beinahe zur Stadtflucht zwingt. Die Wohnungen in den Städten bleiben somit ebenfalls leer. Auf dem Land kommt es dann zur Zersiedelung. Das bedeutet, dass es mehr freistehende Häuser und große Siedlungen außerhalb von Städten gibt als Wohnblöcke in der Stadtmitte. Zersiedelung hat zur Folge, dass Menschen pro Kopf viel mehr Fläche benötigen und Landschaften wie Wälder zunehmend zerstört werden. Der Wegfall von Wäldern führt darüber hinaus zur Verschlechterung der Luft.
Was tun gegen die Suburbanisierung?
Die Flucht in die Vorstadt und in das Eigenheim sind für viele ein Lebenstraum, weshalb man die Suburbanisierungsprozesse nur schwierig aufhalten kann und die Tendenz weiterhin zur Stadtflucht geht. Was man jedoch tun kann, ist, Umland und Stadt besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbinden. So hätten Pendler auch die Möglichkeit, mit dem Bus in die Stadt zu fahren und so CO2 zu sparen. Dazu benötigt es jedoch eine Preisanpassung, sodass die öffentlichen Verkehrsmittel die günstigere Alternative zum Auto sind. Auch die Wohngebiete in der Kernstadt müssen attraktiver gestaltet und wieder erschwinglich werden. Die Stadtentwicklung braucht benötigt somit letztlich einen neuen Fokus und Denkansatz.